„HIER GIBT ES KEINE UNSCHULDIGEN“. DIE MIKROKOLONISIERUNG DES DONBASS IN JEVHEN POLOŽIJS ROMAN „ILOVAJS’K“ (2015)

Alexander Chertenko

Am Beispiel von Jevhen Položijs „Ilovajs’k“ wird im Beitrag der literarische Diskurs über die Mikrokolonisierung des Donbass untersucht, der für die ukrainische Literatur zum russisch-ukrainischen Krieg von zentraler Bedeutung ist. Mit Verweis auf die kompensatorischen quasiimperialen Praktiken, die von den ehemaligen Kolonien oft verwendet werden, wird das Mikrokolonialismus-Dispositiv hier als das wichtigste Instrument einer kulturellen und politischen (Wieder)Aneignung des Donbass in Gestalt eines „inneren Fremden“ analysiert. Wie der Roman zeigt, führt der mikrokolonisatorische Ansatz zur literarisch ausgetragenen Entmenschlichung der Region und zum Ausschluss seiner Bevölkerung aus der „eigenen“ Kommemorationspraxis, somit auch zur Delegitimierung jeglicher regionaler Identifizierungen, die vom ukrainischen nationalen Narrativ abweichen, und schließlich zur performativen (Re)Integration des auf das Territorium reduzierten Donbass ins Projekt der „unteilbaren“ Ukraine.

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